Gleichberechtigung zuhause: Fair-teilt den Mental Load und schließt die Verantwortungs-Lücke!
Mental Load ist die Last der mentalen Planungsarbeit, die notwenig ist, damit der Alltag funktioniert. In den meisten Mehr-Personen-Haushalten liegt die Verantwortung für die Hausarbeit und die Familienorganisation bei einer Person - in der Regel bei einer Frau. Auch im beruflichen Kontext wird Fürsorge-Arbeit (Atmosphäre positiv beeinflussen, Zuhören, Kolleg:innen einlernen, Feste und Geschenke organisieren...) eher Frauen überlassen. Diese Diskrepanz zwischen Männern und Frauen, die auch Fürsorge-Arbeit im Allgemeinen betrifft (sich um Kinder oder zu pflegende Angehörige kümmern), wird als Gender-Care-Gap bezeichnet.
Diese Fürsorge-Lücke erschwert Frauen die gleichberechtigte Teilhabe in vielen gesellschaftlichen Bereichen (auf dem Arbeitsmarkt, in der Politik, in Kunst und Kultur). Damit sich das ändert, brauchen wir gezielte politische Maßnahmen und die Sensibilisierung für die Themen unbezahlte Sorgearbeit und Mental Load.
Jede Person mit entsprechenden mentalen Fähigkeiten kann das Know-How im Bereich Fürsorge und Familienorganisation erlernen und dazu beitragen, dass wir die Verantwortungs-Lücke schließen und den Mental Load teilen. Eine gleichberechtigt verteile Sorgearbeit ist darüber hinaus der Wunsch vieler junger Menschen sowie immer mehr Vätern und unterstützt die Teilhabe von Frauen in der Öffentlichkeit.
Krempeln wir also unsere Ärmel hoch, definieren wir Familienorganisation neu und fangen an, uns gleichberechtigt zu kümmern!
Wer den Familien-Alltag organisiert, erledigt eine Menge unsichtbare Arbeit im Kopf. Tausende To-Dos werden zu einem Berg an Aufgaben, wobei jede einzelne weitere Aufgaben nach sich zieht. Das „An-Alles-Denken-Müssen“ kann mental belasten, man spricht dann von Mental Load.
Oft fühlen sich Frauen für Sorgearbeit, Haushalt und Alltags-Organisation verantwortlich, weil von ihnen das Kümmern eher erwartet wird als von Männern. Mädchen werden von klein auf dazu erzogen, auf die Bedürfnisse ihrer Mitmenschen zu achten. Die Gesellschaft signalisiert Frauen, dass Care-Arbeit in ihren Aufgabenbereich gehört. Und so leisten Frauen durchschnittlich mit über vier Stunden täglich anderthalb mal so viel unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Diese ungleiche Verteilung lässt weniger Raum für persönliche und berufliche Entfaltung, politisches Engagement oder Erholung und Freizeit.
Wenn eine Person nach längerer Elternzeit oder der Pflege von Angehörigen wieder erwerbstätig ist, behält sie oder er aus Gewohnheit oft den Job, an alles denken zu müssen, und trägt weiter die Hauptverantwortung für die Familien-Organisation. Ein Partner oder eine Partnerin gerät (unbeabsichtigt) in die Rolle des/r Familien- und Haushalts-Assistent*in. Besonders häufig zeigt sich diese Rollenverteilung in hetereosexuellen Beziehungen.
In einer Familie fällt viel Arbeit an, wobei die Erwerbsarbeit bezahlt wird, die Care-Arbeit nicht. Kümmer- und Denkarbeit wird als selbstverständlich erachtet und die fehlende Anerkennung sowie die finanzielle Abhängigkeit vom Partner / von der Partnerin kann frustrierend sein. Dieser Frust verstärkt den Mental Load zusätzlich.
Verschiedene Faktoren begünstigen Mental Load. Ganz besonders betroffen sind alleinerziehende Eltern, die die Verantwortung für Familien-Organisation, Haushalt und Kinderbetreuung gar nicht oder kaum mit einem Parter / einer Partnerin teilen können.
Fürsorge hält unsere Familien und unsere Gesellschaft zusammen. Diese wichtige Arbeit führt oft zu einer mentalen Belastung, denn wer sich um Kinder oder zu pflegende Angehörige kümmert, hat selten Feierabend. Im familiären Kontext heißt das, die gesamte Organisation von Haushalt bis Kinderbetreuung im Blick zu haben und endlose To-Do-Listen zu führen. Aber auch im beruflichen Umfeld spielt Fürsorge eine Rolle: Menschen, die in Care-Berufen arbeiten, Assistent*innen-Jobs haben oder zu einer guten Atmosphäre am Arbeitsplatz beitragen - auch sie können mental belastet sein.